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Reimsaustausch

Foto vom Reimsaustausch
Foto vom Reimsaustausch

Der Schüleraustausch mit unserer Partnerschule in Reims

„Kann man hier wohnen?“

Kurz nach der Unterzeichnung des Elysée-Vertrags im Jahr 1963 und dem Beginn der deutsch-französischen Freundschaft folgten diesem Schritt u.a. die Städte Aachen und Reims. So gingen 1967 die beiden Städte eine Partnerschaft ein, der sich bald auch Schulen anschlossen und vor über 50 Jahren entstand letztlich die Verbindung zwischen der Viktoriaschule Aachen und dem Lycée Jean Jaurès in Reims. Die Schulen vereinbarten, dass in jedem Schuljahr eine französische Schülergruppe eine Woche in Aachen und ihre Aachener Partner eine Woche in Reims verbringen sollten. Wer Französisch bzw. Deutsch lernt und in der 10. Klasse (G 8 in der neunten) ist und wen die Informationen und Berichte neugierig gemacht haben, kann sich für die Teilnahme bewerben. Sogenannte „Personalbögen“, die die künftigen TeilnehmerInnen sorgfältig ausfüllen, helfen, möglichst gut zueinander passende Austauschpartner zu finden. Besonderes Augenmerk wird dabei gelegt auf den Punkt „Persönliche Interessen“. Auf dem offiziellen Programm stehen Aktivitäten wie Unterrichtsbesuche, geführte Stadtspaziergänge, Besuche von interessanten Betrieben, Ausflüge u.v.a.m. Ein fester Punkt, der traditionell zum Programm jedes Austauschs gehört, ist der Empfang der Gäste im Rathaus bzw. „Hôtel de Ville“.

Der Abbau von Klischees

Kommt es dennoch zu Problemen, hilft eigentlich immer der gute Wille, sich zu verständigen. Es ist nämlich ein grundlegendes, wichtiges Anliegen beider Schulen, dass Schülerinnen und Schüler sich in Toleranz und Gesprächsbereitschaft üben. Auch um mit Klischees aufzuräumen eignet sich der Reimsaustausch. So stellte sich in einem Austauschjahr heraus, dass Franzosen für Deutsche womöglich ungewöhnliche Essgewohnheiten haben, diese jedoch auch sehr von der Vorstellung, es gäbe dort nur Croissants, Baguette und Käse, abweichen können. Berichten zu Folge war z.B. eine französische Gastfamilie kulinarisch der Art talentiert, dass täglich ein anderes Erbsengericht gereicht wurde.

Der Bericht einer Schülerin

Viele SchülerInnen verbinden mit dem Reimsaustausch einige unvergessliche Erlebnisse. So auch der Ausflug zu einem berühmten Champagner Hersteller in Ay. Alles ging seine gewohnten Bahnen, wir besichtigten die Champagnerkeller in einer französischen Führung und machten uns anschließend wieder auf den Heimweg. Pünktlich, ca. eine viertel Stunde zu früh, warteten wir am Bahnhof auf den Zug nach Hause. Das heißt, wenn man es denn Bahnhof nennen kann. Das Bahnhofsgebäude war geschlossen und allem Anschein nach auch seit 50 Jahren schon nicht mehr geöffnet worden. Während wir die Sonne genossen und das Beste daraus machten, setzte sich Frau Kuck mit dem Informationsbüro der französischen Bahn in Verbindung. Das Ergebnis war niederschmetternd, unser Zug fiel aus, der nächste kam in frühestens zwei Stunden. Wir saßen also fest. Um das Warten etwas gemütlicher zu gestalten, teilten wir uns in die Wartehäuschen auf beiden Seiten der Bahnstrecke auf. Dies erwies sich als klug, denn das schöne Märzwetter erinnerte schnell an einen regnerischen Apriltag, als es anfing wie aus Eimern zu schütten. Zum Glück waren wir auf alles vorbereitet und bald fühlten wir uns wie in einem Zelt. Mehrere Regenschirme wurden aufgestellt, um den Regen davon abzuhalten ins Häuschen herein zu regnen, Mützen und Schals wurden an die Frierenden verteilt und als wir anfingen unsere restlichen Lunchpakete zu teilen, glich das Ganze einem gemütlichen Abenteuerpicknick. „Kann man hier wohnen?“ fragten wir uns oft. Dieser Satz wurde die repräsentative Überschrift dieses Ereignisses, die noch heute existiert. Als es nach einer Stunde Picknick dann doch etwas kalt wurde, kehrten wir in ein Café in Ay ein. Der Besitzer des Cafés war sehr freundlich und plauderte gesellig mit uns. Alle hörten gespannt zu. Hier merkte man den Unterschied zwischen einer französischen Champagner-Führung und gesprochenem Alltagsfranzösisch sehr deutlich an der Aufmerksamkeit unserer MitschülerInnen. Es war sehr interessant und faszinierend, sich mit einem Einheimischen unterhalten zu können, sein eigenes Französisch anzuwenden und das Gesprochene zu verstehen. Als wir uns wieder auf den Weg zum Bahnhof machten, überlegten wir schon, wo wir übernachten könnten, falls der Zug nochmal ausfallen sollte. Zum Glück war dies nicht der Fall, denn der Zug kam. Ein für uns sehr witziges Erlebnis, das uns in der Gruppe zusammengeschweißt hat.

Der Reims-Austausch war eine unvergessliches Erfahrung. Er ist nur zu empfehlen. Wir sind sehr begeistert von der Mischung aus Ernst und Spaß, den man dabei haben kann.